Mich fasziniert an der Fotografie, dass sie einerseits einfach ein Schnappschuss sein kann – man sieht etwas, zieht hastig die Kamera aus der Tasche und fängt einen besonderen Augenblick ein, der so nie wieder kommt.

Andererseits sind einige unserer Fotos das Resultat von mehr als 200 Versuchen. Für das erste Set haben wir ein Foto gemacht von einer Hand, die mit 3 Würfeln würfelt. Wir wollten ein perfektes Foto machen mit scharf und unscharf abgebildeten Würfeln in Bewegung und in Ruhe. Dieser Versuch hat ewig gedauert und wir saßen auf dem Teppichboden in meinem Wohnzimmer, den man im Hintergrund sieht.
Also kann für mich Fotografie beides sein – Spontanität und akribisches Planen.

Mein Lieblingsbild im ersten Set ist der Tiger, der ein Bad nimmt. Er scheint total entspannt, mit einem Blatt auf seinem Kopf. Obwohl das Bild durch eine große Fensterscheibe im Zoo in Hannover aufgenommen ist, wirkt es sehr natürlich. Und ich bin ein großer Fan von Wildkatzen (besonders Tigern) und wilden Hunden – also Wölfen.

Im zweiten Set habe ich zwei Lieblingsbilder: Der Kite-Surfer auf der Nordsee – ein perfektes Beispiel für einen Schnappschuss. Ich hatte nur eine kleine Kamera dabei und die Sonne war sehr hell und wurde von der Wasseroberfläche reflektiert. Ich konnte durch den Sucher noch nicht mal erkennen, ob der Surfer überhaupt auf dem Bild drauf war.

Das zweite ist das Ei. Dies ist auch ein Motiv, für das wir ewig gebraucht haben – aufgenommen in der Nachmittagssonne auf meinem Balkon. Die Aufnahme hat so lange gedauert, dass das Ei schon langsam gegart wurde, was man an der leicht schrumpeligen Oberfläche sehen kann. Aber die sternenförmigen Reflektionen sind einfach super geworden.

Es macht Frauke und mir so viel Spaß neue Motive zu fotografieren. Daher würde ich mir wünschen, dass wir noch viele neue Sets fotografieren könnten – einfach weil das fotografieren und auswählen uns die Zeit vergessen lässt.

Es gab viele sehr besondere Momente. In einigen Gruppen, in denen die Teilnehmenden sich schon etwas kennen, lassen wir sie zwei Motive auswählen, die ihnen gefallen. Dann nutzen sie diese aber nicht für ihre eigene Vorstellung sondern geben sie an den Nachbarn weiter. Und er/sie muss dann spontan eine Verbindung zwischen den Bildern und ihm selbst finden. Wenn man nur 5 Sekunden zum Nachdenken hat, nennen die Leute oft Details aus ihrem Leben, die sehr überraschend oder lustig sind – und die sie sonst nie erwähnt hätten.
Der andere besondere Moment war, als ein Kollege uns Bilder aus Afghanistan geschickt hat. Dort hatte der die Karten mit einer Gruppe genutzt und sie dort gelassen. Zu wissen, dass die Karten auch für Leute in anderen Kulturkreisen eine Bedeutung haben, ist ein tolles Gefühl.

Mich fasziniert total, durch das Fotografieren etwas in Szene zu setzen und den Blick auf etwas lenken zu können. Häufig laufe ich mit meinem Foto-Blick durch die Welt – dann sehe ich überall Motive. Manchmal bin nur ich davon fasziniert und für andere ist es gar nichts Besonderes, manchmal sehen auch andere Schönheit und Magie darin.

Es macht mir total Spaß zu überlegen, wie ein Bild so gestaltet sein kann, dass es den Betrachter in den Bann zieht. Dass es eine Geschichte erzählt, dass es eine Dynamik im Bild gibt, einen dramaturgischen Aufbau.

Auch halte ich total gerne Momente fest – diesen besonderen Blick, wie ein Mensch mit dem anderen interagiert oder eine Geste, in der Bedeutung liegt.

Mein Lieblingsbild in Set 1 sind die gefalteten alten Hände – ganz einfach deshalb, weil ich mich immer noch gerne an den Moment erinnere, an dem ich dieses Foto gemacht habe. Ich saß mit meiner Großmutter zu zweit auf einer Bank im Garten, wir feierten gerade ihren 95. Geburtstag. Sie erzählte mir aus ihrem Leben und hat gar nicht gemerkt, dass ich dieses Bild gemacht habe. Für mich erzählen diese Hände ihre ganze, unglaubliche Lebensgeschichte. Ich freue mich sehr, dass sie so nun auf ganz andere Weise eine Rolle spielen.

Bei Set 2 ist es der Fels im Meer – einfach weil für mich in diesem Bild sowohl irrsinnig viel Kraft und Energie als auch Ruhe und Weite stecken. Ich mag das Vereinbaren und Darstellen von Gegensätzen.

Oh, ich träume davon, dass in noch viel mehr Ländern und noch viel mehr Menschen Freude daran haben, mit den Karten zu arbeiten. Ich fänd‘ es total spannend, noch mehr zu untersuchen, was für einen Unterschied der Einsatz von Bildern eigentlich macht. Außerdem habe ich sehr große Lust, weitere Formen zu erkunden, wie Bilder Menschen beim Lernen, Entwickeln, Klären unterstützen können.

Den wertvollsten Moment kann ich gar nicht benennen – weil es auf so vielen unterschiedlichen Ebenen bereichernd ist. Mich freut immer wieder sehr, Fotos davon zu sehen, wie die Bilder überall auf der Welt, in verschieden Gruppen und unterschiedlichsten Kulturen im Einsatz sind. Das fühlt sich jedes Mal so an, als wäre ein kleiner Teil von mir dort vor Ort. Ich sehe Menschen, die ich noch nie im Leben gesehen haben – und von denen ich die meisten nie persönlich treffen werde -, mit den Bildern in der Hand, die für mich eine Bedeutung haben. Das wärmt mir den Bauch.